Im Januar 2015 kam die Arbeit ins Rollen, seit dem 14. November 2017 ist es endlich soweit: Das Neuro-Netzwerk Weser-Ems ist offiziell ein Verein. Herr Prof. Dr. Zieger hat sich mit Jörg Dommershausen zusammengesetzt und vom Netzwerk berichtet.
Seine Arbeit in der Neurochirurgie und Frührehabilitation für Menschen mit Hirnschädigungen im Evangelischen Krankenhaus Oldenburg hat Herrn Prof. Dr. Zieger nicht nur zu einem Lehrauftrag an der Carl von Ossietzky Universität geführt, sondern hat ihn zudem auf die Gründung des Neuro-Netzwerks Weser-Ems vorbereitet.
„Neuro“ bezieht sich dabei auf alle Betroffenen neurologischer Schädigungen, beispielsweise aufgrund von Schlaganfällen, Hirnschädigungen, neuro-muskulären Erkrankungen und Schädel-Hirn-Traumata.
Über 120 Teilnehmer kann das Netzwerk bereits vorweisen. Darunter befinden sich verschiedene Fachkräfte wie Pädagogen, Ärzte, Psychologen, Anwälte, Fachverbände und Einrichtungen, aber auch interessierte Studenten und vor allem auch Betroffene und deren Angehörige. Jede dieser Personengruppen bringt eigene Anteile in die Arbeit des Netzwerks ein.
Ziel ist zunächst eine Bestandsaufnahme über die Anzahl der Betroffenen von neurologischen Schädigungen. Beispielsweise konnte bereits herausgearbeitet werden, dass etwa 600 bis 1800 Menschen im Oldenburger Land betroffen sind und somit Bedarf an einer geeigneten Teilhabeleistung haben.
Eben diese Teilhabeleistung soll durch das Netzwerk reibungslos und lückenlos erbracht werden: Die Fachkräfte erarbeiten effektive Inhalte und können aufgrund der verschiedenen Professionen vielfältige Sichtweisen mit einarbeiten, die Zusammenarbeit mit Juristen und Versicherungsvertretern ermöglicht eine angepasste Einzelfallarbeit. Die Betroffenen selbst bringen als Experten in eigener Sache zielgenaue Erkenntnisse ein und können sich gegenseitig unterstützen.
Auch die Angehörigen tragen durch ihre emotionale Bindung einen wichtigen Teil zur Rehabilitation der Betroffenen bei. Dies legte Herr Prof. Dr. Zieger bereits 1994 in seiner Informationsbroschüre für Angehörige von Schädel-Hirn-Verletzten dar.
Neben den Teilhabeleistungen ist auch die individuelle ambulante Nachsorge ein zentraler Aspekt des Neuro-Netzwerks. Diese wird durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Reha-Kliniken in der Region erarbeitet.
Jörg Dommershausen macht auf bestehende Versorgungslücken aufmerksam. Gerade junge Betroffene, die das 18. Lebensjahr erreichen, stehen danach oftmals ohne weitere Unterstützung da. Auch hier möchte das Netzwerk ansetzen. Angesichts der rechtlichen Hintergründe ist die Neugründung eines MZEBs (Medizinischen Zentrum für erwachsene Menschen mit Behinderung) derzeit schwierig, doch eine Verknüpfung ist durchaus denkbar.
Im Rahmen des Entwicklungsmodells der neurologischen Rehabilitation entspricht die Wiedereingliederung im Rahmen des Berufs- und Soziallebens der Phase E, in die sich auch das Neuro-Netzwerk einordnen lässt.
Über die Phase F als Langzeitbehandlung für schwerwiegende Fälle hat Auf geht’s – der Reha-Podcast bereits in Folge 146 berichtet.
Große Barrieren für die Rehabilitation stellen oftmals unsachliche Gutachten und abgelehnte Kostenübernahmeanträge dar. Hier ist Sabrina aus Sendung 107 ein gutes Beispiel, wie man erfolgreich sein eigenständiges Leben wiederbekomme kann. Trotz solcher Barrieren.
Das Neuro-Netzwerk setzt sich dafür ein, dass auch andere Betroffene die Chance bekommen, sich gegen diese Hindernisse durchzusetzen.