Auf geht-s-der Reha-Podcast!

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Neue Hoffnung für Amputierte: High-Tech-Prothesen revolutionieren den Alltag - Folge 328

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In den letzten zwei Sendungen des „Auf geht’s-der Reha-Podcast!“ ging es um die Beinprothesen mit Peter Wehmeyer, Gehschultherapeut, und selbst Betroffener. Peter Wehmeyer hat erklärt, was Mobilitätsklassen sind und was Betroffene beachten dürfen, wenn sie sich dem Thema nähern müssen.

Aber da gibt es ja auch noch die Armprothesen. Hier ist Birgit Greubel Orthopädietechnik-Meisterin und somit die Expertin für die Versorgung von Menschen, die einen Verlust in den oberen Extremitäten zu beklagen haben.

Prothesen sind heute weit mehr als bloße Hilfsmittel. Sie werden zu hochentwickelten Werkzeugen, die nicht nur kosmetische Zwecke erfüllen, sondern funktionelle Lösungen bieten. Birgit Greubel erklärt in der aktuellen Reha-Podcast-Sendung, dass dank modernster Technologien Menschen mit einer Amputation jetzt die Möglichkeit haben, einen Großteil ihrer Lebensqualität zurückzugewinnen. High-Tech-Prothesen sind robust, präzise und teilweise sogar wasserdicht – also perfekt für den Alltag.

Ein entscheidender Vorteil dieser modernen Prothesen liegt in ihrer individuellen Anpassbarkeit. Unfallopfer, die früher mit Einschränkungen kämpfen mussten, profitieren heute von Greiffunktionen, die sich nahezu intuitiv bedienen lassen. Egal, ob sie Gartenarbeit, sportliche Aktivitäten oder den Büroalltag meistern müssen, diese Prothesen sind Werkzeuge, die mit den Bedürfnissen ihrer Nutzer wachsen. Die Expertin Birgit Greubel betont, wie wichtig eine genaue Abstimmung der Prothese auf die beruflichen und privaten Anforderungen des Unfallopfers ist. Doch was genau macht diese Technik so besonders?

Muskelsteuerung als Schlüssel zum Erfolg

Ein zentrales Element moderner Armprothesen ist die Muskelsteuerung. Elektroden, die in die Prothese integriert sind, erfassen kleinste Bewegungen der verbliebenen Muskulatur. Damit kann die betroffene Person präzise Bewegungen wie das Öffnen und Schließen der Hand oder das Greifen steuern. Diese Technologie ist besonders dann hilfreich, wenn der Stumpfstatus – also die verbliebene Muskulatur – gut trainiert ist. Die Anpassung einer Prothese erfolgt schrittweise. Viele Betroffene testen unterschiedliche Modelle über mehrere Wochen. Dabei wird darauf geachtet, dass die Prothese bequem sitzt und das Unfallopfer in der Lage ist, sie mühelos in den Alltag zu integrieren. Jörg Dommershausen erklärt, dass eine individuelle Betreuung entscheidend ist: "Nur durch regelmäßige Tests und gezielte Schulungen kann eine optimale Versorgung sichergestellt werden."

Funktionalität trifft auf Individualität

Neben der Funktionalität spielt auch die Optik eine wichtige Rolle. Viele Menschen wünschen sich kosmetisch ansprechende Prothesen, die nicht sofort ins Auge fallen. Für andere steht jedoch die Leistung im Vordergrund. Wasserdichte Hände, wie die sogenannte "Taska-Hand", oder langlebige Klassiker wie die "Speed-Hand" bieten Lösungen für verschiedenste Einsatzbereiche.

Die Wahl der richtigen Armprothese hängt von zahlreichen Faktoren ab. Berufliche Anforderungen, private Vorlieben und sogar Hobbys spielen eine Rolle. Ein Gärtner braucht eine andere Prothese als ein Büroangestellter.

Auch Kinder haben spezielle Bedürfnisse, da ihre Prothesen mit ihnen "mitwachsen" müssen. Deshalb arbeiten Hersteller daran, sowohl robuste als auch leichte Modelle für junge Patienten zu entwickeln. Birgit Greubel betont, wie wichtig es sei, nicht nur die technischen Möglichkeiten zu berücksichtigen, sondern auch auf die Wünsche und Ängste der Patienten einzugehen.

Hygiene und Pflege: Ein entscheidender Faktor

Ein oft unterschätzter Aspekt ist die Hygiene. Gerade bei elektronischen Prothesen ist es wichtig, dass die Kontaktflächen fettfrei gehalten werden. Schweiß oder Schmutz können die Funktion beeinträchtigen, da die Elektroden verrutschen. Regelmäßige Reinigung und Kalibrierung sind daher wichtig. Manche Betroffene nutzen Apps, um ihre Prothesen selbst einzustellen und anzupassen.

Auch die Stumpfversorgung ist zentral. Veränderungen des Stumpfvolumens, etwa durch Temperatur oder Gewichtsschwankungen, können dazu führen, dass die Prothese nicht mehr richtig sitzt. Hier helfen spezielle Techniken wie Silikonliner oder Maßanfertigungen, um den Sitz zu optimieren und Fehlfunktionen zu vermeiden.

Günstig wäre es, wenn jede betroffene Person auch geschult wird, wie sie auf Veränderungen reagiert: "Die Eigenverantwortung des Patienten ist entscheidend, denn nur so bleibt die Funktionalität langfristig erhalten."

**Kinder und ihre besonderen Bedürfnisse ** Die Versorgung von Kindern stellt eine besondere Herausforderung dar. Durch das schnelle Wachstum muss die Prothese regelmäßig angepasst werden. Hersteller setzen auf innovative Materialien, die mitwachsen oder flexibel geweitet werden können. Zudem werden Prothesen für Kinder oft spielerisch eingeführt. So lernen sie intuitiv, wie sie die neue Hand nutzen können – etwa durch einfache Spiele oder Alltagssituationen.

Für Kinder gibt es auch spezielle Mini-Prothesen, die mit einer simplen Greiffunktion ausgestattet sind. Ab einem Alter von etwa fünf Jahren kann sogar der Einsatz einer multifunktionalen elektronischen Prothese in Betracht gezogen werden. Wie Birgit Greubel betont, ist es besonders wichtig, Kinder nicht zu überfordern: "Spielerische Ansätze sind entscheidend, um den Kleinen den Umgang mit der Prothese zu erleichtern."

Zukunft der Prothetik: Sensorik und Empfindungen

Die Zukunft der Prothetik liegt in der Integration von Sensoren, die den Tastsinn imitieren. Erste Versuche zeigen vielversprechende Ergebnisse: Durch Drucksensoren an den Fingerkuppen können Patienten bald spüren, wie fest sie zupacken. Dies ist besonders wichtig bei sensiblen Aufgaben wie dem Umgang mit empfindlichen Gegenständen. Auch die Zusammenarbeit zwischen Chirurgen und Prothesenherstellern schreitet voran. Durch spezielle Operationstechniken kann die natürliche Bewegungssteuerung der Muskulatur besser erhalten bleiben. Ziel ist es, die Steuerung so intuitiv wie möglich zu gestalten – ein Meilenstein für die Rehabilitation. Birgit Greubel die eng mit einem Forschungsprojekt in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) verbunden ist, verweist darauf, dass gerade die Fortschritte in der Sensortechnik ein großer Durchbruch sein könnten: "Wir stehen erst am Anfang, aber die Ergebnisse sind vielversprechend."

Fazit: Prothesen als Werkzeuge, nicht als Ersatz

Moderne High-Tech-Prothesen sind wahre Meisterwerke der Technik, die Menschen mit Amputationen neue Möglichkeiten bieten. Doch sie sind kein vollständiger Ersatz für eine verlorene Hand oder einen verlorenen Arm. Stattdessen sind sie Werkzeuge, die individuell an die Bedürfnisse der Patienten angepasst werden.

Wie Birgit Greubel im Gespräch mit Jörg Dommershausen immer wieder betont, ist der Schlüssel zu einer erfolgreichen Versorgung die enge Zusammenarbeit zwischen Unfallopfer, Technikern und Ärzten. Geduld, intensive Tests und offene Gespräche ermöglichen eine optimale Betreuung. Jeder Mensch ist einzigartig – und so sollte auch seine Prothese sein.

Weitere spannende Sendung des „Auf geht’s – der Reha-Blog!“ findest du unter

www.der-rehablog.de

Im „Auf geht’s – der Reha-Podcast!“ kannst du viele Interviews mit spannenden Menschen verfolgen. Die Sendungen findest du unter:

www.rehapodcast.de


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Über diesen Podcast

Der "Auf geht's - der Reha-Podcast" richtet sich an (Verkehrs-)Unfallopfer und deren Angehörige, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Versicherungen die sich mit Personenschadenmanagement beschäftigen sowie an alle an sozialer, medizinischer und beruflicher Rehabilitation Interessierten. Ohne Fachsprache unterstützt der "Auf geht's - der Reha-Podcast!" Verkehrsunfallopfer und deren Angehörige bei Ihrer Veränderung.

von und mit Jörg Dommershausen

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