1995 versuchte Bernd Hinrichs im Schwimmbad das Leben von Kindern zu retten und verletzte sich dabei selbst. Der Vorfall ließ ihn mit einer unvollständigen Querschnittslähmung zurück. Er hatte im Gegensatz zu vielen anderen Menschen Glück und konnte seine Arbeitsstelle behalten und sogar kurze Strecken selbstständig zu Fuß zurücklegen und ein Auto fahren. Und obwohl er kurz nach dem Unfall eine Rehabilitationstherapie anfing und nach zwei Jahren wieder einigermaßen laufen konnte, warfen ihn einige unglückliche Ereignisse wieder zurück. In Folge dessen hat Bernd seit fast 14 Jahren seine Beine so gut wie nicht mehr benutzt.
Das änderte sich dieses Jahr, als Bernd eine neuartige Therapie ausprobierte bei der er mithilfe eines Exoskeletts wieder anfing laufen zu lernen. Die Roboterbeine halfen ihm sich wieder an die Bewegung der Beine anzugewöhnen, sodass er nach nur der Hälfte der sechsmonatigen Therapie teilweise schon ohne Gehhilfe laufen kann. Dennoch funktioniert nicht alles reibungslos. „Meine Muskeln müssen nach 14 Jahre im Rollstuhl wieder gedehnt werden“ stellt Bernd fest. Denn nach über einem Jahrzehnt ohne richtige Bewegung sind die Muskeln in seinen Beinen verkümmert und verkürzt. In der Physiotherapie müssen diese mühsam gedehnt und trainiert werden. Das ist eine sehr schmerzhafte Angelegenheit und vor allem in den Abduktoren (einer Muskelgruppe in den Gliedmaßen) hatte Bernd erhebliche Beschwerden. Diese Schmerzen verhinderten bei ihm auch, dass physiotherapeutische Maßnahmen in den letzten 14 Jahren kaum wirksam waren. Denn er konnte beim herkömmlichen Muskelaufbautraining aufgrund der Beschwerden nicht richtig mitmachen.
Umso glücklicher ist er nun nach über 20 Jahren nach dem Unfall und knapp vier Jahre vor seinem geplanten Ruhestand nun wieder richtig laufen zu lernen. „Mut und die Kraft nach vorne zu schauen“ das müssen Leute die in einer ähnlichen Situation sind besitzen, damit auch diese wieder lernen können zu laufen. Dabei dürfen die Betroffenen keine Mühen scheuen, denn es ist ein langer und steiniger Weg. „Und wenn es nur drei bis vier Meter sind“ meint Bernd.
Nur durch ständige Übung und dem Gebrauch der Beine können die Geschädigten wieder lernen richtig zu laufen. Die Übungen können dabei ganz alltägliche Dinge sein wie z.B. sich selbstständig im Stehen anzuziehen oder selbstständig auf Toilette zu gehen. Hauptsächlich geht es darum die Sachen nicht im Sitzen zu erledigen. „Nicht im Sitzen, denn sich im Sitzen anzuziehen ist eine unglaubliche Quälerei“ meint auch Bernd. Vor allem aber verlernen die Betroffenen dadurch ganz alltägliche Dinge. Sie akzeptieren und gewöhnen sich an die Tatsache im Rollstuhl zu sitzen und das hindert sie bei ihrer vollständigen Rehabilitation.
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Der "Auf geht's - der Reha-Podcast" richtet sich an (Verkehrs-)Unfallopfer und deren Angehörige, Rechtsanwältinnen und Rechtsanwälte, Versicherungen die sich mit Personenschadenmanagement beschäftigen sowie an alle an sozialer, medizinischer und beruflicher Rehabilitation Interessierten. Ohne Fachsprache unterstützt der "Auf geht's - der Reha-Podcast!" Verkehrsunfallopfer und deren Angehörige bei Ihrer Veränderung.
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